Chronik XXXV
EIN GLÜCKLICHES NEUES JAHR 2022 !
GODT NYTÅR ! HAPPY NEW YEAR !
HOLZSKULPTUR EUGEN Dennebaum (1936 – 2019)
64 CHRONIK XXXV BEOBACHTUNGEN UND MELDUNGEN 2021
Montag 20. Dezember 2021 Wildtier- Stiftung: Schweinswal – Tier des Jahres 2022
Die Kieler Nachrichten berichten, dass die Wildtier-.Stiftung den Schweinswal zum Tier des Jahres 2022 gewählt hat. Zentriert am OIC in Eckernförde gibt es seit 2013 das Programm der schweinswalfreundlichen Bucht Eckernförde mit einer freiwilligen Vereinbarung, die ein großer Teil der Fischereibetriebe zwischen Flensburg und Travemünde unterschrieben haben, zum Schutz der Scheinwale und tauchenden Meeresenten.
Es ist zu hoffen, dass die Bemühungen zum Schutz unseres heimischen Schweinswals vor Lärm, Umweltgiften, Plastik im Meer, Fischereiaktivitäten usw. zu einem nachhaltigeren Erfolg führen – Zweifel sind angebracht. (s. auch 16. 12. 2021 und 29. 10. 2021 in dieser Chronik)
Sein Vorgänger ist der Fischotter als Tier des Jahres 2021, Die Süddeutsche Zeitung beschäftigt sich durchaus kritisch mit der Auszeichnung für Lutra lutra (Linnaeus, 1758) als Tier des Jahres 2021was insbesondere Teichwirten und Anglern nicht gefällt. Ähnlich wie bei Wolf und Bär ist die die Sicht auf den „Wassermarder“ zwiespältig, Früher als Fischräuber oder auch als Pelzlieferant gnadenlos verfolgt, listet das BfN den Fischotter in Deutschland heute unter Gefährdungsstufe 1 als „vom Aussterben bedroht ein (Wikipedia) Heute wird er in einige Ländern wieder nachgewiesen, mit neuen Gefährdungen durch den Verkehr und Umweltgiften. Angeblich soll er die Existenz mancher Fischereibetriebe gefährden, da er weder mit Lärm, Lebendfallen, oder Duftstoffen von Zuchteichen ferngehalten werden kann und den Fischbestand in freier Wildbahn und in den Zuchtbetrieben gefährdet. Offensichtlich ist er für die Fischereibetriebe an Nord- und Ostsee noch kein Problem. Obwohl TARKA der Otter im Land der zwei Flüsse, wie es Henry Williamson es 1927 beschreibt, auch an der Küste gejagt und gelebt hat, wird er bisher im Gegensatz zum Schweinswal noch nicht zu den „Fressfeinden“ gezählt (s. auch 29. Oktober 2021 diese Chronik).
Montag 20. Dezember Seehund in Elmshorn eingefangen shz
Ein jugendlicher weibliche Seehund hielt sich seit Tagen im Stadtgebiet von Elmshorn im Steindammparksee auf. Als er sich in Richtung einer viel befahrenen Straße aufmachte wurde er von einem Seehundjäger eingefangen und kam in die Seehundstation Friedrichskoog.
In den letzten hundert Jahren sind mehrfach Seehunde (Phoca vitulina Linnaeus, 1758) aber auch andere Arten von Hundsrobben im Dassower See, in der Bille bei Hamburg, im Nord – Ostsee Kanal, im Stadtgraben von Lübeck, im Audorfer See und im Elbe – Lübeck Kanal beobachtet worden.
Foto shz
Donnerstag 16. Dezember 2021 WDC, Greenpeace, WWF, BUND, NABU, DUH, GRD, ifaw, DSM, Pro Wildlife, M.E.E.R. e.V., Schweinswale e.V., Schutzstation Wattenmeer e.V., Deepwave und World Future Council
Eine gemeinsame Erklärung verschiedener NGOs, die sich für den Meeresschutz engagieren, gerichtet an die neue Regierung und gegen die Pläne des Marinekommandos:
„Schön, dass so viele Verbände mit einer Stimme sprechen.
https://de.whales.org/2021/12/16/bundeswehr-torpediert-schweinswalschutz/.......“
Nicht nur, dass die Bundeswehr den Naturschutz z. B. durch Sprengung von 41 Grundminen im August 2019 in unmittelbarer Nähe eines Naturschutzgebietes im Fehmarnbelt grob verletzt und den Tod oder die Verletzung von Schweinswalen billigend in Kauf nimmt, sollen jetzt auch noch an Stellnetzen angebrachte Warngeräte verboten werden, da sie die Ortung der Marine stören.
"Es könnte sein, dass sich dies als der letzte Sargnagel für die bedrohte Schweinswal-Population in der zentralen Ostsee erweist, die nur noch ca. 500 Individuen umfasst", so die Umweltschutzverbände, die sich zu einer breiten NGO-Allianz zusammengetan haben * . "Die EU war kurz davor, nach Jahren und Jahrzehnten des Zuschauens endlich Schutzmaßnahmen auch außerhalb von Meeresschutzgebieten zu erlassen. Diese hätten einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, die kleinen Wale zu schützen und gleichzeitig eine Übergangslösung für die Stellnetzfischerei zu bieten. Dass diese Pläne nun von den Militärs in Deutschland, Schweden und Finnland blockiert werden, ist ein Skandal."
Kommentar: Seit 1996, seitdem die WTD 71 in Eckernförde geplant hatte, 10 000(!)kg TNT im Sperrgebiet vor Schönhagen unter Wasser zur Explosion zu bringen, steht die Bundeswehr und das Wehrbeschaffungsamt in der Kritik. Damals gab es nach einer PM von GSM und Schutzstation Wattenmeer, eine große Resonanz in den Medien, die den Verteidigungsminister in Bonn direkt erreichte, der über das Vorhaben der WTD nicht informiert war. Die Sprengung wurde dann in schottischen Gewässern nachgeholt, wobei ein Gr. Tümmler (Tursiops trunkatus) getötet wurde.
Danach wurde es ruhig auch im Sperrgebiet vor Schönhagen. Erst mit Beginn des neuen Jahrhunderts wurden zeitgleich zu Auslandseinsätzen der BW wieder Sprengungen in dem Seegebiet durchgeführt, zeitweise so heftig, dass nicht nur Boote auf See zu Schaden kamen, sondern an Land z. B. Wurstwaren von der Theke sprangen. In zeitlichem Zusammenhang wurde auch der Kadaver eines Schweinswals in Schönhagen angetrieben („Wale vor unserer Küste“ NDR Holger Vogt, Britta Kiesewetter und Florian Graner 2017)
Ein Workshop im Ostsee-Infocenter Eckernförde, zu dem auch die Bundeswehr und WTD eingeladen war, brachte wenig Einsicht in die Problematik, sondern das Gegenteil trat ein: Die Bundeswehr plante das Ansprengen der ausgemusterten Fregatte „Karlsruhe“. Nach Protesten hat man das Projekt verschoben, aufgegeben ist es leider noch nicht. Auch die Fischereiverbände sind ebenfalls gegen die Sprengungen. Zu einer gemeinsamen Stellungnahme mit den Naturschutzverbänden konnten sie sich bisher aber nicht durchringen.
Ps. Leider fehlen NGOs wie Sea Shepherd und die Wildtier-Stiftung in der Verlautbarung.
Mittwoch 8. Dezember 2021 Ein Armband aus Netzgarn für Minister Altmaier
Der neu ernannte Minister für Wirtschaft, Klimaschutz und Umwelt Dr. Robert Habeck überreicht dem scheidenden Wirtschaftsminister Altmaier ein Armband aus grünen Kunststoffgarn, das von Fischernetzen aus der Nordsee stammt.
Kommentar: Ein solches Geschenk gefertigt aus dem Garn der Geisternetzen, die Sabine Huber mit SEA SHEPHERD aus der Ostsee geborgen hat, . stände auch der ausgeschiedenen Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner zu (s. shz vom 17. 09. 2021)
08. 12 2021
2 junge Kegelrobben Halychoerus grypus (Fabricius, 1791) sog „Heuler“ von der Helgoländer Düne wurden ausgeflogen und befinden sich nun in der Seehundstation Friedrichskoog.
shz vom 08. 12. 2021 „Renate“ und „Rudi“
Mittwoch 24. November 2021 160 Jahre Kleiner Schwertwal Kiel
Am 24. November 1861 wird aus einer Herde von über hundert Tieren nach längerer Jagd in der Kieler Förde schließlich ein einzelner 4,56m langer Wal erlegt. Über das Ereignis berichtet das Kieler Correspondenzblatt am 25. November, die Eckernförder Zeitung am 7. Dezember 1861 und Karl August Möbius am 18. Dezember 1861 in einem Brief an die Zeitschrift „Zoologischer Garten“. Der „Delphin“ gelangt über Umwege am 14. Januar 1862 in das Naturhistorische später Zoologische Museum der Universität Kiel, das von Professor Behn geleitet wird. Es stellt sich heraus, dass es sich um ein weibliches Tier handelt, das zudem trächtig ist; jedoch bereitet die Artbestimmung Schwierigkeiten. Das Tier wird zunächst für einen Grindwal Globicephala melas, (Traill, 1809) gehalten, eine Auffassung, die sich noch sechzehn Jahre später in einem populärwissenschaftlichen Werk findet (Brehms Thierleben).
Von Wilhelm Friedrich Georg Behn und Karl August Möbius wurde jedoch schon frühzeitig die Auffassung vertreten, dass eine Ähnlichkeit mit dem eigentlichen Schwertwal Orcinus orca (Linnaeus, 1758) besteht, auch wenn sie wesentliche Unterschiede feststellen mussten.
Obwohl Daniel Frederik Eschricht in Kopenhagen bereits am 3. Januar 1861 von Peter Ludwig Panum über den Fang in Kiel unterrichtet, meldet sich als erster Johannes Theodor Reinhardt am 6. April 1862 bei Behn, und erbittet ein Foto von dem Tier, das er in einer ersten Einschätzung für einen Rundkopfdelphin Grampus griseus (G. Cuvier, 1812) hält.
Eine neue Dynamik erfährt die Angelegenheit durch weitere Strandungen von Delphinen, die offensichtlich von der gleichen Art sind und wahrscheinlich auch der- selben Schule angehören, im nördlichen Gr. Belt: Anfang Mai 1862 bei Hindsholm nördlich von Kerteminde, Anfang Juni 1862 bei Asnæs und am 9. August 1862 bei Røsnæs am Kalundborgfjord.
Das Exemplar von Hindsholm steht Eschricht zur Verfügung; er vergleicht es nach einem Besuch bei Behn in Kiel am 19. Juli 1862 mit dem Kieler Skelett und benennt die Art zu Ehren Behns am 10. Oktober 1862 als Grampus Behnii.
Reinhardt dagegen, der zunächst nur der teilweise zerstörte Schädel und Skelettfragmente des Strandfundes aus Asnæs besitzt, legt sich am 12. Oktober 1862 fest, dass das eigene und das Kieler Exemplar von der gleichen Art sind. Erst mit dem Tier, das beim Leuchtturm von Røsnæs gestrandet war ,und später auch mit dem Exemplar von Hindsholm steht ihm ausreichendes Material für vergleichende Untersuchungen zur Verfügung, in die er auch Behns Angaben zu dem Wal aus der Kieler Bucht mit einbezieht.
In einem gründlichen Vergleich aller bekannten Arten, stellt er fest, dass eine überraschende Übereinstimmung zu einer Art besteht, die bereits 1846 von Richard Owen anhand eines subfossilen Schädels aus dem Moor von Lincolnshire als Phocaena crassidens oder auch „dickzähniger Tümmler“ beschrieben wurde. Allerdings hielt Owen den Delphin , bis zum Beweis des Gegenteils, für ausgestorben.
Reinhardt nennt die Art, die er als ein mögliches Bindeglied zwischen Rundkopfdelphin, Schwert- und Grindwal ansieht, Pseudorca crassidens („Falscher dickzähniger Schwertwal“) und referiert darüber am 7. November 1862 in einen Vortrag vor der Königlich Wissenschaftlichen Gesellschaft in Kopenhagen, den wahrscheinlich auch Eschricht besucht. Eine Veröffentlichung erfolgt in dänischer Sprache vermutlich erst im Frühjahr 1863 und in englisch 1866 in den von Sir Henry William Flower herausgegebenen „Recent Memoirs on the Cetaceans“.
Der weibliche Kleine Schwertwal aus der Kieler Bucht, dessen Skelett im Gropius-Saal des Zoologischen Museums der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel seit 2008 wieder ausgestellt wird und dessen typische, äußere Erscheinung man auf den 150 Jahre alten Photographien gut erkennen kann, gilt als der erste Lebendnachweis seiner Art.
Kl. Schwertwal am 24. Nov. 1861 in Kiel Ellerbek Foto Maturhistorisches Museum Kopenhagen/DK
Weitere Strandungen von Mitgliedern der Schule erfolgten bis zum Hebst 1862 bei Heiligenhafen, im Kattegat, bei Naskov, an der schwedischen Küste und im Gr. Belt.
Auch 1928, 1934 und 1935 gab es Vorstöße von Kleinen Schwertwalen in die Nordsee und die Gewässer Großbritanniens mit Strandungen an der englischen, schwedischen, schottischen und holländischen Küste. Für die Ostsee jedoch gibt es bis auf den Beifang eines 369 cm langen männlichen Kleinen Schwertwals 1934 bei Vinga/Västergötland an der schwedischen Kattegatküste seit mehr als 160 Jahren keine Nachweise mehr.
Dienstag 23. November 2021 Schwertwal attackieren Sportboote
Der bekannte Wissenschaftler und Meeresbiologe Fabian Ritter M.E.E.R und WDC schreibt per E-mail zu dem Beitrag vom 10. September in der CHRONIK XXXIV „Segler klagen über Orca – Attacken“:
Was die Orca-„Angriffe“ angeht, hier ein kurzes Interview mit meiner Sichtweise dazu... ; )
In dem Beitrag wird das Verhalten der jungen Schwertwale als pubertär, spielerisch vielleicht ein bisschen rüpelhaft gedeutet, das sich auch bei anderen Arten und dem Menschen beobachten lässt.
„Die These mit dem Biss in die Schwanzflosse, die Du vorträgst, widerspricht dem nicht wirklich. Vielleicht ist es eine Mischung aus beidem“
Montag 22. November 2021 Schwertwalstrandung bei Øster Hurup
Am Donnerstag 18. November strandet ein etwa 5m langer männlicher Schwertwal Orcinus orca (Linnaeus. 1758) südlich von Øster Hurup an der Kattegat Küste in etwa 300m Entfernung vom Strand. Am Montag den 22. November war der Schwertwal wieder verschwunden. Man rätselt ob ein Zusammenhang mit der Vollmondphase bestehen könnte. (s. 63. Chronik)
Mittwoch 17. November 2021 22 Schweinswale nach Massenstrandung an der niederländi- schen Küste untersucht – vermutlich kein Zusammenhang mit Munitionssprengungen
Wie WDC mitteilt wurden 16 weibliche z. T. noch trächtige und 6 männliche Schweinswale der Massenstrandung an der niederländischen Küste zwischen Schiermonnikoog und Vlieland von Wissenschaftlern unter Leitung von Lonneke IJsseldijk untersucht und obduziert. Die Driftverhältnisse und der Zustand der Kadaver lassen auf ein zeitgleiches Todesereignis und Sterbeort schließen. Sowohl Starkwinde als auch Auswirkungen der Sprengungen konnten als gemeinsame Todes-/Strandungsursache ausgeschlossen werden. Stattdessen wurde als Todesursache der eine toxische Algenblüte vermutet, außerdem konnte in allen Proben das Bakterium Erysipelothrix rhusiopathiae (Migula. 1900), das bei Schweinen den sog. „Rotlauf“ verursacht, nachgewiesen werden. Die Schweinswale waren in einem guten Gesundheitszustand. Insgesamt sollen es ca. 200 Tiere gewesen sein.
Kommentar: Der Autor hatte sich auf Grund der Fotos auf einen Todeszeitpunkt Anfang des Monats August festgelegt, was in Übereinstimmung zum Zeitpunkt der Sprengungen gesehen wurde. Dies ist offensichtlich falsch. Wenn ein Teil der weiblichen Schweinswale trächtig war, müssen sie mindestens 2 bis 4 Wochen früher gestorben sein. Der gute AZ und EZ der Kadaver spricht gegen eine durch Sprengungen verursachte vorübergehende Vertaubung – TTS – die die Futtersuche, Kommunikation und Orientierung verhindert hätte, Jedoch fehlen Untersuchungen zum Zustand der inneren und äußeren Haarzellen im Corti Organ des Innenohres.
Freitag 29. Oktober 2021: NDR Schleswig-Holstein Magazin NDR.de Fischereivertreter fordert Management gegen Fressfeinde wie Kormorane, Schweinswale und Kegelrobben
In der am Abend ab 19h30 ausgestrahlten Sendung geht es 4 Minuten lang um Fangquoten für die Fischerei unter dem Titel: Neue Fangquote bedroht die Zukunft der Ostseefischer.
Dr. Froese vom Helmholtz Zentrum für Meeresforschung der Universität Kiel schildert den Rückgang der Fischpopulation insbesondere Hering und Dorsch in der Ostsee. Ob sich die Bestände wieder erholen könnten sei fraglich und wenn überhaupt erst über einen längeren Zeitraum. Die Fischerei könne die Politik haftbar machen und Schadenersatz verlangen, da sie hier nicht rechtzeitig regulierend eingegriffen habe.
Ein Vertreter des Fischereiverbandes beklagt tausende von Kormoranen, eine zunehmende Schweinswalpopulation und 45 000 Kegelrobben in der Ostsee. Er fordert von der Politik einen Managementplan gegen die „Fressfeinde“. Auch der Landtag S. – H. beschäftigt sich in seiner Sitzung mit dem Thema, der Minister Albrecht spricht von einer „katastrophalen Situation“.
Kommentar: Das Thema des Rückgangs der Fischbestände ist nicht neu. Dass die Ressource Fisch nicht unerschöpflich ist, wurde eindrücklich durch die Überfischung des Kabeljau Gadus morhua vor Neufundland demonstriert. Im Auftrag Heinrich des siebten von England entdeckte der venezianische Seefahrer Giovanni Caboto ein reiches Vorkommen des Kabeljaus vor der Insel, der durch seine Fülle das Vorankommen der Schiffe behinderte und zu dessen Fang man nicht einmal Netze benötige. Bereits seit Beginn des 16ten Jahrhunderts hatten Basken, Portugiesen, Normannen und Bretonen vor der Küste gefischt. Im 18ten und 19ten Jahrhundert nahm die Fischerei weiteren Aufschwung mit Entwicklung des schnellen Neufundlandschoners der auf See kleine Boote sog. Doris aussetzte von denen aus zwischen April und Oktober der Kabeljau geangelt wurde. An Land gebracht, gesalzen und getrocknet wurde der Fisch schließlich nach Europa transportiert. Im 20ten Jahrhundert nach dem 2. Weltkrieg wurde die Fischerei intensiviert und schließlich mit großen Fabrikschiffen sog. Heckfängern betrieben, die den Fang gleich an Bord verarbeiteten, während man das nächste Netz ausgebrachte , um den Schwarm nicht zu verlieren. 1968 wurden so 1,68 Millionen Kabeljau vor der Küste Neufundlands gefangen, zu Fischstäbchen verarbeitet mit reichlichem Profit für die Anleger auch in der BRD („Sonne“ 1968/69 Baunummer 350 der Rickmers Werft Bremerhaven). In den 70er Jahren stellte man fest, dass die Population des Kabeljaus vor der Küste von Neufundland zusammengebrochen, verschwunden war. Seither hat sie sich trotz energischer Bemühungen der kanadischen Regierung nicht wieder erholt hat.
Ähnlich ist es der Heringspopulation Norwegens ergangen. Noch 1965 hatte der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) die Haltung vertreten, „dass jede Verringerung der Fanganstrengungen nur die Erträge mindern würde“ (Rogers 2019). In der Ostsee ist der hier Dorsch genannte Kabeljau der „Brotfisch“. Eine Fangreise mit einem Trawler in die Gewässer um Bornholm konnte früher schon mal 40 000 DM einbringen; und wenn auf der Rückfahrt ein neuer Schwarm im Fischfinder auftauchte, wurde wegen begrenzter Ladekapazität, der bisherige ältere Fang auch schon mal über Bord gekippt, entsorgt.
Nun zu den „Fressfeinden“: Laut einer Untersuchung, die 2004 im Fischereiblatt veröffentlicht wurde, bei der es um die sog. „Konsumfischerei“ geht, fressen Schweinswal, Robbe und Co. in der Nordsee über 300 000 Tonnen Fisch pro Jahr; dagegen macht der über Bord gehende Abfall/Discard der Fischerei mehr als 700 000 Tonnen aus. Hinzukommt, dass Schweinswale Fische in einer Größe zwischen 5 und 10cm fressen, darunter auch Arten wie Grundeln oder Sandaal, die bei der Vermarktung keine Rolle spielen. Ähnliches gilt auch für die Ostsee. Zwar gibt es wieder etwa 42 000 Schweinswale in der westlichen Ostsee, vermutlich waren es aber früher etwa 100 000. Erst langsam beginnt man daher zu verstehen, welche Bedeutung die Ordnung CETACEA oder Wale für das Klima des Planeten gehabt haben, oder immer noch haben (s. „Die Akte Wal“ s. 62 Chronik XXXIV)
Dienstag 19. Oktober 2021 Munition im Meer
Unter der Überschrift: Munition im Meer – die Bombe tickt, veröffentlicht der shz einen ganzseitigen Artikel. Es wird Probleme angesprochen, wie am Ausgang der Kieler Förde in der Kolberger Heide . Hier sollen 10 00 Tonnen Munition als Erbe der Weltkriege z. T. in wenigen Metern Tiefe liegen nur 3 km vom Ufer entfernt. Der Bereich ist für die Schifffahrt gesperrt.
Die Munition verrottet, giftiges TNT gelangt ins Wasser und damit ins Nahrungsnetz. Vom Verzehr der in der Nähe wachsenden Muscheln wird wegen der Belastung abgeraten. Man schätzt, dass allein in den deutschen Gewässern am Grund von Nord- und Ostsee über 1,6 Millionen Tonnen mehr oder weniger durchgerosteter Munition liegen, wie hoch der Anteil der Giftgasmunition ist, darüber gibt es nur ungefähre Schätzungen (s. auch Stefan Nehring: „Die Büchse der Pandora“ GEGENWIND 383 August 2020).
Doch nun scheint sich etwas in Sachen Munitionsräumung zu bewegen. Von einer Plattform aus sollen Munitionsreste geborgen und entsorgt werden, als ein Pilotprojekt im Bereich Kolberger Heide. Bei noch unsicherer Finanzierung hofft man auf entsprechende Zusagen einer zukünftigen Bundesregierung.
Wie es aussieht wird der Rüstungskonzern Thyssen Krupp Marine Systems die Plattform bauen und die Bundeswehr wird sie betreiben – na, wenigstens sprengen sie die Munition dann vielleicht nicht.
In einem vorraufgegangenen Webinar Munition@NABU.DE hatten am 3. September 2021, 16:00 - 17:30 Parteien Gelegenheit ihre Haltung zu diesem Problem zu erläutern: „Munitionsaltlasten im Meer: Wie weiter nach der Bundestagswahl?“
Sonntag 17. Oktober 2921 Schweinswale in der Schlei
Telefonisch werden dem Verf. 2 Schweinswale vor der Ansteuerungstonne gemeldet. Die Sichtung erfolgt von einem Segelboot in einer Entfernung von 200m um 13h45. Es handelt sich um den 14. Nachweis seit 1921.