Chronik LIII
82. CHRONIK LIII BEOBACHTUNGEN und MELDUNGEN
Donnerstag 10. April 2025: Im Koalitionsvertrag von CDU, SPD und CSU zu den Munitionsaltlasten
Die zukünftige Regierungskoalition plant die von der Ministerin für Umwelt Steffi Lemke begonnene Bergung der Munitionsaltlasten in Ost- und Nordsee „in gesamtstaatlicher Verantwortung langfristig fortzusetzen“. Dazu soll ein „Bundeskompetenzzentrum“ eingerichtet werden, in dem wissenschaftliche Einrichtungen, die Privatwirtschaft und Behörden zusammenarbeiten. Das Zentrum soll aber nicht in Kiel, sondern in einem östlichen Bundesland eingerichtet werden.
Kommentar mit Zitat aus Faust: „Die Botschaft hör ich wohl, doch ach mir fehlt der Glaube!“ Das bedeutet zumindest eine erhebliche zeitliche Verzögerung. Die Expertise wichtiger Fachleute wie Stefan Nehring (Waterkant), Sven Koschinski (NABU), Prof. Greinert (Geomar Leibniz Institut Kiel) und weiterer ehrenamtlich tätiger Fachleute der Marine, die seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten mit der Materie befasst sind, wird auch wegen der räumlichen Entfernung nicht sofort verfügbar sein usw. Wie schon einmal thematisiert, ist die Dringlichkeit des Problems noch nicht in München bzw. im Sauerland angekommen. (s. a. 27. Februar 25 in dieser Chronik)

Mittwoch 9. April 2025 Ostfriesen Zeitung
und im Januar und Februar haben Kutter aus Neuharlingersiel Ostfriesland den bis zu 50cm großen Gemeinen Kalmar (Loligo vulgaris Lamarck, 1798) an der niederländischen Küste und vor Belgien gefangen. 2023 waren es 100 Tonnen und 2024 bereits 200 Tonnen. Sicher ist es eine Auswirkung des Klimawandels, dass sich die Art im Frühjahr auch in der Nordsee immer mehr ausbreitet – durch Migration und Fortpflanzung in immer wärmer werdenden Gewässern.
Kommentar: Welche Auswirkungen das langfristig auf das marine Ökosystem der Nordsee und in Zukunft auch auf das der Ostsee haben wird, ist noch gar nicht absehbar.
Donnerstag 3. April 2025 Pottwal-Attrappe am Jungfernstieg in Hamburg
hamburg.t-online: „Hinter der ungewöhnlichen Installation steckt das belgisch-niederländische Künstlerkollektiv Captain Boomer Collective aus Antwerpen. Die Gruppe ist bekannt für interaktive Kunstaktionen im öffentlichen Raum – ihre lebensgroße Pottwal-Skulptur ist bereits in mehreren Städten "gestrandet".“
Die Gruppe möchte damit auf die weltweit zunehmenden ökologischen Probleme aufmerksam machen.

Kommentar: Sehr lebensecht, aber der Gestank eines in Verwesung begriffenen, sich zersetzenden Pottwal-Kadavers lässt sich wohl kaum simulieren und würde Zuschauer in weitem Umkreis vertreiben.
Dienstag 1. April 2025: Nord- und Ostsee zu warm
2024 wurden im Oberflächenwasser der Nordsee eine mittlere Temperatur von 12,1°Celsius gemessen, für die gesamte Ostsee waren es 9,6°Celsius. Damit lagen die Werte mi 1,5° und 1,0° über dem langjährigen Mittel.
Kommentar: Leider handelt es sich nicht um einen Aprilscherz!
Montag 31. März 2025 Orca Nachwuchs im Loro Park auf Teneriffa
Nach dem ihr erstes Kind „Ula“ am 18. August 2021 gestorben ist hat der weibliche Schwertwal „Morgan“ ein Mädchen zur Welt gebracht. Vater ist vermutlich Keto ein männlicher Schwertwal der seit 2006 im „Orcarium“ des Loro Parks lebt, aber im November 2024 verstorben ist. (s. a. 13. März 25 in dieser Chronik)

Foto: Loro Parque Foundation Puerto Tenerife
Samstag 29. März 2025 ARD-Mediathek: „Mordlichter- Tod auf den Faröern Inseln“
Die ARD zeigt im Abendprogramm einen Krimi der auf den Faröern spielt. Dabei geht es auch um das Thema des „ Grindadráp“ , um die Auseinandersetzung zwischen Walschutz - Aktivisten und der einheimischen Bevölkerung, den 54 000 Färingern (färöisch føroyingar), die traditionell an dem historischen Walfang festhalten.
Kommentar: An einer Stelle findet sich eine Filmsequenz, die den Strandabschnitt zeigt, wo die Grindwale (Globicephala melas, Traill,1809) vor einer großen Zuschauerschar getrötet werden und das Wasser sich rot färbt. Das Fernsehen zeigt nur eine Totale, sodass die Zuschauer nicht allzu sehr verschreckt werden.
Screenshot aus dem ARD-Film

Donnerstag 27. März 2025 Armin Jess: Protokoll zum Arbeitskreis Meeressäugerschutz vom 07.11.2024

Das Protokoll enthält sieben Tagesordnungspunkte unter TOP 3 die folgende Tabelle:

Unter TOP 7 wird mitgeteilt, dass 2023 186 Schweinswale, 100 Seehunde und 37 Kegelrobben durch das ITAW untersucht wurden. Zum Abschluss berichtet Frau Dr. Schick noch über den Lebendfund einer Unechten Karettschildkröte (Caretta caretta, Linnaeus, 1758), die am 21.12.2023 auf Sylt angespült wurde und nach einem Auf-enthalt im Sylt Aquarium am 11.06.2024 in La Rochelle/ Frankreich wieder ausgewildert werden konnte.

Donnerstag 20. März 2025: shz „Die Schlei ist kein veganer Ponyhof“

Der Holmer Fischer Jörg Nadler kritisiert die Organisation PETA, die die Jagd auf den Hering als „empathielos“ verbieten lassen möchte. Der Fischer, der einer auf dem Schleswiger Holm seit vielen Generationen ansässigen Fischerfamilien angehört, sieht die Hauptgefahr für den Hering in der Schlei in den „empathielosen“ Fressfeinden, die den Hering zwingen, ihren Laich unter Stress abzuwerfen.
Kommentar: Die Kampagne der PETA ist schlicht kontraproduktiv und leistet Natur- und Artenschutz einen Bärendienst, weil es weite Teile der Bevölkerung gegen die Ziele eines seriösen Artenschutzes aufbringt: „Schon wieder diese Naturschützer, es muss ja auch mal gut sein!“ Seit Jahrhunderten haben Teile der Schlei-Anwohner vom Hering-Fang gelebt und manchmal, wenn der Hering ausblieb, auch nur knapp überlebt. Jetzt bekommt der Hering durch den Menschen gemachten Klimawandel Probleme: Wegen der Erwärmung schlüpfen die Heringslarven zu früh und verhungern, weil kein Plankton vorhanden ist, denn das richtet sich nach dem Stand der Sonne.
Mittwoch 19. März 2025 Tagesschau und dpa: Delphine begrüßen rückkehrende Astronauten

Kommentar: Es sind mehrere Gr. Tümmler (Tursiops truncatus), die sich um die gerade gelandete Kapsel des Unternehmens SpaceX versammeln. Nachdem sie laut Douglas Adams bis dahin „kaum bedeutende Antworten hatten, zu denen ihnen noch Fragen eingefallen wären“, möchten sie nun aber wahrscheinlich wissen, warum es solange gedauert hat. Schließlich hätten Butch Wilmore und Suni Williams ja nur eine Woche auf der ISS bleiben wollen!
Freitag 14. März 2025 shz: Verbände fordern mehr Tempo beim Ostseeschutz
BUND und NABU fordern, dass der Aktionsplan Ostseeschutz umgesetzt wird. Dazu gehören u.a. Nullnutzungszonen, eine Verringerung der Einträge durch die Landwirtschaft und ein verbesserter Meeresschutz und Schutz des Schweinswals, dessen Anzahl von 40 000 (2017) auf 14 000 (2022) zurückgegangen ist.
Kommentar: Eine Informationsveranstaltung ist für den 5. Mai 25 in Flensburg geplant, (s.a. 03. 03. 25) bin gespannt!


Sarah Connor vs. Christoph Kiesling im Streitgespräch über Schwertwale in Gefangenschaft

Aus Seite 8/9 DIE ZEIT „Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine.“ Helmut Schmidt
Zu dem Interview folgende Anmerkungen:
1. In der Antike wurden Delphine verehrt und standen unter dem Schutz des Gottes Apollon. Dennoch sollen sie manchmal während „panem et circenses“ in der Arena vorgeführt worden sein. Mehrere Anatomen des 17. Jahrhunderts stießen unabhängig von einander bei ihren Untersuchungen auf ein hochentwickeltes Schweinswal – Gehirn und schlossen daraus auf ein höheres Bewusstsein, vergleichbar mit dem des Menschen. Die aktuelle Forschung bestätigt diese Befunde.
2. Delphinarien erlaubten noch in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts den zahlenden Besuchern die einzig artige Begegnung mit einem faszinierenden Lebewesen, das sie in freier Natur, wenn überhaupt, dann nur kurz an der Oberfläche beobachten konnten. So motivierten die gefangen gehaltenen Meeressäuger sie, sich für den Schutz der Natur und den Walschutz einzusetzen. Es profitierte auch die wissenschaftliche Forschung in besonderer Weise: An dressierten Großen Tümmlern und Schweinswalen entdeckten Wissenschaftler z. B., erstmalig, dass Zahnwale ein Bio-Sonar benutzen, das heißt Ultraschall Laute aussenden und empfangen, die sie zur Orientierung, Kommunikation und Jagd benutzen. Die Erfahrung der Delphinarien mit verbesserten Haltungsbedingungen ermöglichten allerdings auch den militärischen Einsatz von Meeressäugetieren.
3. Als sich herausstellte, dass entgegen den Berichten von Walfängern und der bis dahin gültigen, wissenschaftlichen Expertise Schwertwale keine grausamen, blutrünstigen Mörder waren und trotz ihrer beeindruckenden Größe sich als sanftmütig, intelligent, den Menschen zugewandt erwiesen, wurden sie zu einer beliebten Attraktion, wurden die eleganten, schwarz-weißen Delphine zu Sympathieträgern schlechthin. Eine Einschätzung, die sicher von der Mehrzahl der übrigen Meeressäuger wie Robben, Schweinswalen. Delphinen, und Walen kaum geteilt werden dürfte.
4. Um das Argument von Tierschützer zu entkräften, dass der „Verbrauch“ durch Wildfänge ausgeglichen würde, bei denen diese hochsozial lebenden Tiere aus dem Familienverband entnommen würden, hat man ein Zuchtprogramm auch mit künstlicher Besamung initiiert. um diese Argumentation zu entkräften. Für das Schwertwal - Zuchtprogramm mit ist das Delphinarium SEA- WORLD in Orlando/USA führend, dass auch weitere angeschlossene Delphinarien, wie auch den Loro Park mit den Nachzuchten beliefert.
5. Das erste Delphinarium Loro Park war im Vergleich zu den bis dahin existierenden Delphinarien auf der Insel und dem europäischen Festland großzügig angelegt hatte Sonnensegel und Rückzugsbecken. Sechs Große Tümmler (Tursiops truncatus Montagu,1821 wurden dort gehalten und vorgeführt. Schon damals war die Rede davon, dass der Besitzer Wolfgang Kiesling ein großes „Orcarium“ plante, wobei ein Floating Pen in einer Bucht bei Puerto, vorgeschlagen von dem engagierten Trainer im Gespräch war. Aber die Idee wurde dann verworfen und der Trainer entlassen.
6. Nach Fertigstellung der Becken und des überdachten Showraums sollen sich die drei Schwertwale so eigentümlich benommen haben, dass sich keiner der Trainer zu ihnen ins Wasser wagte: Die Schwertwale hatten den Putz von der Beckenwand entfernt, das Metalltor mit ihren Köpfen gerammt und einer deutschen Trainerin wurde der Unterarm an drei Stellen gebrochen. Das Schicksal des hauptamtlichen Trainers Alexis Martinez der am Weihnachtsabend 2009 während einer Vorstellung getötet wurde und der Tod von Dawn Brancheau durch den Schwertwal mit Namen Tilikum führten dazu, dass sowohl im Loro Park als auch in Orlando kein Trainer mehr zu ihnen ins Becken durfte.
Ursprünglich wurde auch vor jeder Vorführung ein Film gezeigt, der die katastrophalen Auswirkungen durch Überfischung, Verschmutzung und Vermüllung auf das marine Ökosystem thematisierte, er wird heute nicht mehr gezeigt
7. Zur Zeit gibt es 10 Ökotypen oder Unterarten des Orcinus orca mit kulturellen Unterschieden hinsichtlich Kommunikation, Dialekt und Ernährungsgewohnheiten. Auf Grund morphologisch/genetischer Kriterien könnte es sich teilweise sogar um unterschiedliche Arten handeln. Allen gemeinsam ist eine strenge, soziale Rangordnung des Familienverbandes unter Leitung einer erfahrenen Matriarchin. Dagegen entspricht die Zusammensetzung in den Delphinarien, nicht nur bei Schwertwalen, eher einer Gang von männlichen Halbstarken, die weibliche Individuen dominieren und schikanieren
8. Große Erfolge und Verdienste hat die Loro Parque Foundation bei der Nachzucht verschiedener Papageienarten, insbesondere ist ihr die Rettung des Spixaras Cyanopsitta spixii praktisch in letzter Minute zu verdanken. Die angeschlossene, dem Publikum nicht zugängliche Papageien - Zuchtanlage nördlich des eigentlichen Loro Parks, ist vorbildlich und leistet ihren Anteil zum Erhalt der Biodiversität. Nicht zu vergessen ist auch die große wirtschaftliche Bedeutung des Unternehmens für die Region.
ps. wer mehr über den Schwertwal erfahren möchte seien folgende Bücher empfohlen: Petra Deimer „Das Buch der Wale“, Alexandra Morton „Symphonie der Wale“, Erik Hoyt „Orca The Whale called Killer“ und David Kirby „Death at Sea World“. Aktuell findet man auf you tube eine zweiteilige Dokumentation über Schwertwale von Florian Graner: „Orcas – Herrscher der Meere.“
Montag 3. März 2025 shz: „Die Flensburger Förde als Biosphärenreservat“
Der Vizebürgermeister von Sonderburg DK Stephan Kleinschmidt schlägt ein Biosphärenreservat in der Flensburger Förde vor, das sowohl dänische wie deutsche Bereiche des Meeresarms miteinschließt: „Wir brauchen auch Initiativen, die die Zerstörung langfristig aufhalten und die Flensburger - Förde aufbauen und wiederbeleben.“ Ein Biosphärenreservat, das nach den Vorgaben der UNESCO Naturschutz und Wirtschaft zusammenbringen soll, wäre eine „mildere“ Alternative zum Nationalpark Ostsee. Das Kieler Umweltministerium setzt aber eher auf den „Aktionsplan Ostseeschutz“ fokussiert sich auf das Gebiet zwischen Schleimünde und Geltinger Bucht. Bereits 2023 hatten wegen der ökologisch schlechten Situation des Wassers in der Flensburger Förde die Kommune Apenrade, Flensburg und Sonderburg ein entsprechendes Interregprojekt bei der EU beantragt, das aber nicht weiterverfolgt wurde.
Kommentar: Am 5. Mai ist eine Veranstaltung zum Thema Ostseeschutz in Flensburg vorgesehen, zu der sich der Autor angemeldet hat.
Samstag 1. März 2025: Siebbeinzellen des Dachses im ITAW Kalender)

Das Titelblatt des ITAW -Kalenders zeigt die Siebeinzellen Cellulae ethmoidales eines europäischen Dachses (Meles meles, Linnaeus 1758). Anatomisch liegen sie innenseitig von den knöchernen Augenhöhlen den Orbitae, von denen sie nur durch dünne Knochenlamellen (Laminae papyraceae) getrennt sind.
Kommentar: Ähnliche Verhältnisse dürften auch beiden ebenfalls zu der Ordnung Carnivora – Unterordnung Caniformia - zählenden Seehunden (Phoca vitulina, Linnaeus, 1758) vorliegen. Sie haben einen etwa 1 000fach besseren Geruchssinn als Menschen mit dem sie das vom Phytoplankton gebildete Di-Methyl -Sulfid riechen können, was wiederum auf die Anwesenheit von Fisch hinweist.
Donnerstag 27. Februar 2025 shz: „Munitions-Gift im Wasser entdeckt“
In der Lübecker und mehr noch in der Kieler Bucht sind bereits rund 3 000kg gelöste giftige Chemikalien aus der hier versenkten Munition ausgetreten wie das Geomar Helmholtz Zentrum mitteilt. Eine entsprechende Studie wurde in der Zeitschrift „Chemosphere“ veröffentlicht. Die Autoren sprechen von einem historischen Besorgnispotential, aber sind der Ansicht, dass es noch möglich sei, die Munitionsaltlasten in kompakter Form zu beseitigen, bevor noch mehr TNT austritt: „Sie lässt sich also physisch aus der Meeresumwelt entfernen“. Die Munitionsräumung sei auch für andere Regionen der Erde beispielhaft.
