Chronik L - Schweinswale

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Chronik L

 

79. CHRONIK L BEOBACHTUNGEN UND MELDUNGEN 2024

 
Donnerstag 31. Oktober 2024 Ursache des Robbensterbens weiterhin unklar

Die Ursache, warum zahlreiche Kegelrobben (Halichoerus grypus Fabricius, 1791)  auf Rügen verendet sind, ist nach wie vor unklar. Veterinärmediziner und Wissenschaftler sowohl des ITAW Büsum als auch des Deutschen Meeresmuseums Stralsund haben die Kadaver untersucht, ohne dass die eigentliche Todesursache bisher entdeckt werden konnte.

Nach erneuten Funden diese Woche und am letzten Wochenende im Südosten Rügens, wo auch schon zuvor die meisten Kadaver entdeckt worden waren, belief sich die Zahl seit Anfang Oktober laut Deutschem Meeresmuseum in Stralsund Mitte der Woche auf 34. Laut Umweltministerium könnten es inzwischen noch mehr sein, wobei die offiziell bestätigte Zahl zunächst nicht klar war.


Foto Michael Dähne

  
Mittwoch 30. Oktober 2024 shz Sprengungen im Sperrgebiet vor Schönhagen

Als „Angriff“ bezeichnet der shz die Ansprengung der ausgemusterten Fregatte „Karlsruhe“ am vergangenen Donnerstag (24. 10. 2024) mit 50 kg und 175 kg Sprengstoff. Dazu teilt die Bundeswehr mit: „Hintergrund der Ansprengungen ist eine Untersuchung der WTD Wehrtechnische Dienststelle 71, der Wehrtechnischen Dienststelle der Bundeswehr für Schiffe und Marinewaffen, Maritime Technologie und Forschung, im schleswig-holsteinischen Eckernförde. Diese will Erkenntnisse über die Wirkung von Sprengkörpern wie Seeminen auf ein Schiff insgesamt, vor allem aber auch auf die Besatzung erlangen.“

Dazu die Mitteilung des NDR: „Am frühen Donnerstagnachmittag ist die ausgemusterte Fregatte "Karlsruhe" etwa vier Kilometer vor der Küste von Schönhagen (Kreis Rendsburg-Eckernförde) erneut angesprengt worden. Diesmal wurde dabei eine deutlich größere Sprengladung verwendet. Am Dienstag waren etwa 50 Kilogramm Sprengstoff eingesetzt worden, diesmal waren es 175 Kilogramm. Die Sprengladung soll eine Seemine imitieren. Laut eines Sprechers verlief die Sprengung nach Plan. Jetzt gilt es, den Test auszuwerten. Es ist der letzte Sprengstoff-Test für dieses Jahr. Bis 2028 sind jährlich weitere Sprengungen geplant, so die Bundeswehr………… Die Minen, mit denen das ausgemusterte Schiff angesprengt wurde, verursachen bei ihrer Detonation großen Lärm. Immer wieder stehen solche Tests in der Kritik. Das Gehör von Schweinswalen kann durch die hohe Lautstärke zerstört werden. Im Vorfeld hatte die Bundeswehr deshalb unter anderem gemeinsam mit Umweltverbänden neue Sicherheitsmaßnahmen entwickelt. So versucht die Bundeswehr die Tiere vor den Test-Ansprengungen rund um den Einsatzort vergrämen. Dafür wurde am Dienstag außerdem ein sogenannter Blasenschleier eingerichtet - also eine Art akustische Schallschutzwand unter Wasser, so ein Sprecher.“


  
Kommentar: 1996 wurde bekannt, dass die WTD 71 Eckernförde aus kommerziellen Gründen die Ansprengung einer niederländischen Fregatte im Sperrgebiet vor Damp/Schönhagen plante. Damals war die Rede von mehreren tausend Kilogramm TNT. Bei „Vorversuchen“ wurde sogar die Halterung unter Wasser zerstört. Durch eine Pressemitteilung der GSM und der Schutzstation Wattenmeer konnte das Vorhaben auch nach Rücksprache mit dem Verteidigungsministerium, das offensichtlich vom Wehrbeschaffungsamt in Koblenz nicht informiert worden war, verhindert werden. Der Leiter der WTD verkündete damals als Rechtfertigung im öffentlich- rechtlichen Fernsehen, Schweinswale kämen in der Eckernförder und der Kieler Bucht nicht vor, sondern wären von Seglern nur in den Belten oder im  Kattegat anzutreffen. Die Argumentation konnte schon damals leicht widerlegt werden, da 6 Wochen zuvor direkt neben der Erprobungsstelle ein toter, jugendlicher Schweinswal geborgen werden musste. Danach gab es für einige Jahre keine Sprengungen mehr. Sie wurden aber mit Beginn der 2 000er durch die Marine und WTD wieder aufgenommen, so intensiv, dass an Land  Würste von einer Theke sprangen und ein Haus Risse bekam .                                                                 
Nach dem im August 2019 ein Marineverband im Fehmarn Belt 42 Grundminen sprengte und acht Schweinswale dadurch zu Tode kamen, verzichtete die Bundeswehr zunächst auf weitere Sprengungen. Jetzt versucht man zwar die akustischen und sonstigen Auswirkungen der Detonation unter Wasser durch einen Blasenvorhang um einige dB zu vermindern, aber benutzt vorher zur Vergrämung kleinere, ungeschützte Sprengladungen sogenannte „Knallfrösche“, die ebenfalls eine hoffentlich nur vorrübergehende Vertaubung des Schweinswalgehörs verursachen können. Auch setzt man bei den bisherigen Versuche, sicher auch wegen der Wirkung auf die Öffentlichkeit,  nur geringere Sprengladungen ein. In Zukunft ist sicher von erheblich stärkeren Detonationen  auszugehen, die der Blasenschleier dann vielleicht nicht mehr aufhalten kann.  Übrigens pflanzen sich Schallwellen im Seeboden schneller fort als im Wasser, und umgehen so den Blasenschleier.
  
                                                                                                      

Die Auswirkungen der Schleppnetzfischerei

„OceanCare hat einen wachrüttelnden Bericht veröffentlicht, der die verheerenden Auswirkungen der Schleppnetzfischerei auf unsere Meeresökosysteme aufzeigt. Diese zerstörerische Fischereipraxis – vor allem die Grundschleppnetzfischerei, auch als „Bottom Trawling" bekannt – bedroht nicht nur Meereslebewesen und ihre Lebensräume, sondern beschleunigt auch den Klimawandel, indem sie den im Meeresboden gespeicherten Kohlenstoff freisetzt und unverhältnismäßig mehr Treibstoff verbraucht als andere Methoden. Das Verbot zerstörerischer Fischereimethoden wie der Grundschleppnetzfischerei gehört daher zu den Kernforderungen unserer Kampagne Because Our Planet Is Blue.“


Kommentar: 1999 wurde ein Vorläufer des T-PODs ausgesetzt im Seegebiet vor Falshöft unbeabsichtigt von einem Grundschleppnetz mitgenommen – verschleppt. Die nachfolgende Suche mit einer Unterwasserkamera blieb erfolglos, zeigte aber einen durch die Kurren des Netzes wie glatt gebügelten Meeresgrund ohne Leben (ZDF gesendet im Jahr 2 000).

  
Dienstag 29. Oktober 2024 Delphin begleitet Boote www.valar.se

„Es ist interessant, dass ein einsamer Satteldelfin auf diese Weise Boote (und Menschen) begutachtet. Am Dienstag, den 29. Oktober, war es Patrik Eld, der im Brofjorden ganz nah dran war – und sehr schöne Bilder machte“

  
Foto: Patrik Eld

Soviel der Seite der schwedischen Kollegen zu entnehmen ist, wurde der schwedisch als „Satteldelphin“ bezeichnete Delphinus delphis zuerst am 4. Oktober im Hamburgsund von Tomas Boweden beobachtet und fotografiert, am Samstag den 19. 10. Wurde er von Matthias vor Hunnebrostrand gefilmt und am 25. 10. vor Smögen fotografiert und gefilmt. Bei jeder Beobachtung begleitete der einsame Delphin Boote bis zu einer Stunde.

  
Kommentar: Ob es sich immer um den gleichen „Satteldelphin“ handelt, geht aus den Aufzeichnungen nicht hervor, ist aber sehr wahrscheinlich. Die Entfernung zwischen Hamburgsund im Norden und Smögen oder Brofjorden im Süden an der schwedischen Westküste beträgt bummelig 22 Seemeilen, was für den Delphin in ca. 4 Stunden locker zu schaffen ist


Samstag 12. Oktober 2024 SHZ – Unterwasser-Archäologe Florian Huber: „Ostsee ist eine riesige Schatzkammer“

„Forschungstaucher Florian Huber erzählt, wie er im Meer die legendäre Enigma-Chiffriermaschine fand, welche Fische er kaum noch sieht und warum er kein Verständnis für die Ablehnung des Nationalparks Ostsee hat.“

Mit der Enigma- Chiffriermaschine hat die Marine der Wehrmacht Nachrichten verschlüsselt, bis der britische Geheimdienst den Code geknackt hatte. Eine dieser Maschinen wurde bei Kriegsende in der Geltinger Bucht versenkt und 2021 von Florian Huber und seinem Tauchteam Submaris in einem „Geisternetz“ wieder entdeckt. Sein Respekt gilt dem Hummer, Kegelrobben findet er cool, sein Statement zum Nationalpark Ostsee und dem Widerstand von Seglern und Surfern: „Da frage ich mich: Was ist denn nun wichtiger, dass du dort surfen kannst, oder dass wir die Ostsee schützen?“  


Arbeiten am Wrack des dänischen Kriegsschiffs Gripshunden. Vor einiger Zeit wurden hier Reste eines Kettenhemds gefunden. Dank einer kaum sichtbaren Gravur in einem der Ringe konnten Herkunft und Hersteller identifiziert werden: Es stammt aus Nürnberg und wurde von Ulrich Feurer fabriziert. Foto: Florian Huber

  
Freitag 11. Oktober 2024: Schwerölfrachter brennt ARD

Vor Mecklenburg-Vorpommern Öltanker brennt auf der deutschen Ostsee

Stand: 11.10.2024 13:37 Uhr


ARD: „Der Tanker "Annika" - beladen mit 640 Tonnen Öl - ist vor der deutschen Ostseeküste in Brand geraten. Alle Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden. Drei Schiffe und mehrere Hubschrauber versuchen, das Feuer zu löschen. Der 73 Meter lange und zwölf Meter breite Öl- und Chemikalientanker "Annika" brennt nordöstlich von Kühlungsborn in der Ostsee. Wie die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger mitteilte, wurden alle sieben Besatzungsmitglieder vom Schiff gerettet. Ihre Einsatzkräfte seien um kurz nach 09.00 Uhr per Funk alarmiert worden, teilte die Organisation mit. Nach Angaben des Havariekommandos erlitten einige Seeleute leichte Verletzungen. Auf der "Annika" befänden sich etwa 640 Tonnen Öl. Der Tanker liegt zwischen Warnemünde und Kühlungsborn in der Mecklenburger Bucht vor Anker und wird zusätzlich von einem Schlepper in Position gehalten.“

  
Dienstag 8. Oktober 2024: Erste Munitionsbergung in der Lübecker Bucht


  
NDR: Tickende Zeitbomben in der Ostsee: Pilotprojekt geht Munitionsbergung an Stand: 07.10.2024 08:41 Uhr
„Auf dem Grund der Ostsee liegen schätzungsweise 300.000 Tonnen Munition aus dem Zweiten Weltkrieg, die vor sich hinrotten - tickende Zeitbomben. Allein in der Lübecker Bucht sind es 50.000 Tonnen. Erste Teile werden nun in einem Pilotprojekt geborgen.“

An zwei Stellen werden in der Lübecker Bucht die hier versenkte Munition geborgen. Während die Geschossmunition verpackt in Kisten noch relativ gut erhalten ist, müssen die Bomben zunächst mit Sonar und KI untersucht werden, bevor sie durch Roboter unterstützt von Tauchern in Container im „Nasslager“ verpackt an Deck der Arbeitsplattform gehievt werden.  "Wenn der Container beladen ist, verschließen wir ihn wasserdicht, damit keine umweltschädlichen Stoffe der Bomben mehr austreten können", erklärt Norman Günzlein. Die endgültige Entsorgung der geborgenen Munition soll zukünftig auf der Plattform erfolgen, da die Kapazitäten an Land begrenzt sind. Allerdings liegt ein entsprechendes Konzept noch nicht vor.

  
Sonntag 6. Oktober 2024 In der Flensburger Förde in 13m Tiefe weiße Schwaden über dem Grund

Die Taucher Stephan Thomsen und Matthias von der „Archäologie der Flensburger Förde berichten über schlechte Sichtverhältnisse 1 Meter über dem Grund der Förde durch weiße Schwaden. Die Ursache ist die fortgeschrittene Eutrophierung durch Einträge aus der Landwirtschaft – Stickstoff und Phosphor.


Freitag 4. Oktober 2024 Orcas – Herrscher der Meere Naturfilm von Florian Graner bei Arte

Herman Reichenbach per e-mail:

„GSM-Freunde werden sich hoffentlich noch an Florian Graner erinnern. Morgen Nachmittag um 15:05 auf Arte wird sein neuer Dokumentarfilm „Orcas – Herrscher der Meere“ ausgestrahlt. Eva und ich haben den Film schon gestern Abend in der Mediathek gesehen; dort bleibt er eine Weile. Sehr empfehlenswert.“


Foto Florian Graner

  
Sonntag 22. September 2024. Schweinswale vor Schönhagen

Telefonisch wird berichtet, dass gegen 12h30 4 bis 5 Schweinswale vor Schönhagen beobachtet wurden in etwa 100m Entfernung vom Strand. Die Beobachter saßen auf einer Bank am Beginn der Steilküste und konnten die Schweinswale mehrere Minuten lang verfolgen. Möglicherweise handelt es sich um zwei Mütter mit Nachwuchs auf der Suche nach Fisch. Die Seekarte gibt eine Wassertiefe von 4,8 Meter an und verzeichnet große Steine.

 

  
Samstag 21. September 2024 Walfleisch schützt vor Haarausfall und kann Krebs heilen      
                                     
, so Hideko Tokoro, Präsident des japanischen Walfang-Konzerns Kyodo Senpaku
„Bei solchen Zitaten fehlen uns die Worte. Bestimmt haben Sie in Ihrem Leben auch schon viel Unsinn gehört. Manchmal schüttelt man den Kopf, manchmal lacht man darüber. Doch wenn einflussreiche Menschen Unwahrheiten erzählen, wird es schnell gefährlich. Ein trauriges Beispiel dafür sind die Repräsentanten der letzten Walfangnationen. Ob der japanische Walfangkonzernchef Hideko Tokoro, der bei Interviews Stoffmützen in Walform trägt, oder der Isländer Kristján Loftsson, der seinen Einfluss im Land für seine persönlichen Walfanginteressen missbraucht: Wegen ein paar unbelehrbaren Menschen sterben jedes Jahr hunderte Wale“ WDC

Kommentar: Offensichtlich schwenkt nun die japanische Walfangindustrie vom wissenschaftlichen Walfang nun zum „medizinischen“ Walfang über!

  
Mittwoch 18. September 2024 Weißschnauzen-Delphin begleitet Triathlet in der Aarhus Bucht DK www.hvaler.dk

 


Samstag 31. August 2024 Weißwal Hvaldimir ist verendet www.valar.se

„Im vergangenen Sommer hatten viele Menschen die Gelegenheit, den Belugawal Hvaldimir aus nächster Nähe zu sehen. Am 28. Mai tauchte der menschengewandte und weltberühmte Wal dann in Hunnebostrand auf. Nach verschiedenen Fahrten entlang der schwedischen Westküste verließ er am 23. Juli den Hafen von Lysekil und fuhr entlang der norwegischen Küste zurück.Hvaldimir wurde nun nördlich von Stavanger tot aufgefunden.

Er hatte keine Anzeichen von äußeren Verletzungen und wurde zur weiteren Untersuchung abgeschleppt. Eine Theorie besagt, dass er schließlich – trotz seiner Gewohnheit, in belebten Küstengewässern zu navigieren – von einem Boot gerammt wurde.

Hvaldimir ist in vielerlei Hinsicht rätselhaft, seit er 2019 mit einem russischen Gurtzeug im norwegischen Hammerfest auftauchte. Hvaldimir hat eine einzigartige Geschichte, aber manchmal suchen wilde, einsame Wale Menschen – vor allem Delfine. Die britische Organisation Marine Connection hat 114 Fälle aufgelistet: Solitary Cetacean Report (2019)“.


Foto: Krisztina Balota

  
Dienstag 13.August 2024 Gestrandete Schnabelwale werden untersucht
  
SVA (Schwedische Veterinär Amt) in Uppsala schreibt in einer Pressemitteilung vom 13. August:  

„Ende Juli wurden drei gestrandete Schnabelwale auf der Halbinsel Bjäre gemeldet. Einem gelang es, sich zu befreien, während die anderen beiden starben. Beide Wale, ein Weibchen und ein Männchen der Art Sowerby-Schnabelwal, wurden bei der SVA in Uppsala untersucht, aber die Ursache der Strandung ist noch unklar.“



Kommentar: Es handelt sich um Sowerby Zweizahnwale Mesoplodon bidens (Sowerby, 1804) die häufig im Nordostatlantik vorkommen bzw. stranden. (s. a. Chronik 78 unter 29. Juli 2024)


 


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